Wie ich zu mehr Integrität und Selbstwert gefunden habe
Das ist ein sehr persönlicher Newsletter und zugleich eine Werbung für ein Angebot. Ab September nächsten Jahres startet ein neuer Durchgang unserer 5-moduligen Weiterbildung zum Veto-Prinzip. Erstmals bin ich in der Leitung mit dabei. Und dass ich das bin, hat viel mit meiner persönlichen Arbeit mit dem Veto-Prinzip zu tun. Diesen Weg gehe ich nun bereits seit achtzehn Jahren:
2007 habe ich meine Arbeit als Schauspielerin aufgrund eines schweren Burnouts aufgegeben und angefangen, mich neu zu orientieren. Ich habe beschlossen, Theaterprojekte an Hauptschulen anzubieten. Und das Verrückte bei mir ist: Bei beruflichen Rückschlägen leide ich unter extremen Selbstwertproblemen – und gleichzeitig werfe ich mich in jedes Abenteuer, das mir am Herzen liegt. So war es bei meinen diversen Vorsprechen als Schauspielerin und genauso war es bei dieser neuen Tätigkeit. Denn ich hatte null pädagogische Erfahrung. Und ich wusste trotzdem: Ich will nicht mit „braven Gymnasiast*innen“ arbeiten, ich will dahin, wo es brennt.
Die Schüler*innen der 9. Klasse, mit denen ich mein erstes Theaterprojekt umgesetzt habe, sagten zu mir: „Wir sind die schlimmste Schule in Schöneberg und wir sind die schlimmste Klasse der Schule.“
Ich habe mir einige blaue Flecken bei meinen Projekten geholt. Und ich habe einige Tränen vergossen. Mein Selbstwert war zeitweise so tief im Keller, dass ich dachte, ich könne gar nichts.
Zeitgleich habe ich Maike Plath kennengelernt und das von ihr entwickelte Veto-Prinzip. Und angefangen, damit zu arbeiten – sowohl in meinen Projekten als auch im Persönlichen. Denn dieses Konzept ist keine Methode, die ich nur in einzelnen Bereichen anwende. Es ist ein Instrumentarium, mit dem ich mein ganzes Leben lang immer weiter entscheiden und lernen kann, wie ich es wo anwende. Und dabei wachse ich als ganzer Mensch immer weiter in mein wahres Wesen hinein.
Das Veto-Prinzip basiert auf bestimmten Grundprinzipien und stellt Werkzeuge zur Verfügung, die flexibel und auf verschiedene Kontexte bezogen mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt werden können. So wie die Menschen und die Welt äußerst komplex sind, so individuell einsetzbar und flexibel ist dieses Konzept.
Das Herausfordernde ist: Es gibt keine Tabelle, keine Tipps und Tricks – es geht wirklich in die Tiefe.
Aber wenn ich Mut und Willen habe, dann verändert es mein Leben.
Zurück zu mir: Ich habe 2008 einen Verein gegründet und 2013 sind Maike Plath und ihre damalige Kollegin aus der Schule Anna Maria Weber bei mir eingestiegen. 2016 haben wir begonnen, das Veto-Prinzip über Workshops und später auch über Weiterbildungen an Erwachsene weiterzugeben. Mein Gedanken waren: Ich kann das nicht. Ich bin ja nur Schauspielerin. Ich kenne mich gar nicht aus mit Pädagogik.
Also habe ich die Jugendprojekte geleitet, Förderanträge gestellt und mich verstärkt um die Finanzen des Vereins gekümmert. Ich habe mich im Hintergrund gehalten. Gleichzeitig wurde ich immer unzufriedener – und auch neidisch. Warum bekommt Maike Plath die ganze Aufmerksamkeit, wo ich doch die Overhead Arbeit leiste? Ich fühlte mich nicht ausgefüllt, so als ob ein Teil von mir gar nicht zum Tragen kommt. Aber wo sollte er in diesem Konstrukt zum Tragen kommen? Mein Glaubenssatz war nach wie vor: „Ich kann das ja alles nicht“. So haben sich meine Gefühle und Gedanken im Kreis gedreht.
Nach viel Frust und vielen Konflikten im Leitungsteam habe ich durch die Arbeit mit dem Veto-Prinzip mehr und mehr verinnerlicht, worum es im Leben wirklich geht. Ich habe aufgehört, die „Tür nach außen“ zu nehmen – zu projizieren, wütend, neidisch oder voller Scham zu reagieren. Stattdessen habe ich mich immer mehr gefragt: Was will ich eigentlich? Wer bin ich? Wo will ich hin – und was sind meine nächsten Schritte?
Und von diesem Zeitpunkt bis jetzt ist Folgendes passiert:
Ich habe angefangen, das Veto-Prinzip bei Eltern anzuwenden.
Ich habe eine Ausbildung als Familientherapeutin gemacht.
Ich habe angefangen, auch mit Paaren zu arbeiten.
Wir haben zu dritt das Veto Institut gegründet.
Ich habe den Veto-Workshop „Familie sein“ entwickelt.
Und den Veto-Workshop „Lieben auf Augenhöhe“.
Ich berate Einzelpersonen, Familien und Paare.
Und: 2026 leite ich zusammen mit Anna Maria Weber die Veto-Weiterbildung
Auch privat hat sich viel verändert:
Die Beziehung zu meinen Kindern hat sich enorm verbessert. Ich fühle mich ihnen gegenüber viel klarer und gleichzeitig viel näher und mehr in Verbindung.
Ich bin seit acht Jahren in einer Partnerschaft, die nicht immer einfach ist, in der wir aber mittlerweile beide sehr offen, mutig und tief an unseren Mustern arbeiten.
Ich würde sagen, ich bin nach wie vor ein Mensch, der immer wieder mit Selbstwertproblemen zu kämpfen hat. Gleichzeitig weiß und spüre ich, dass ich viel mehr für mich selbst da sein kann und diese Not nicht mehr bekämpfe.
Mein größter Endgegner war der Neid. Denn in meiner Familie habe ich gelernt, ich müsse die Tollste, Beste und Erfolgreichste sein. Ich wurde ständig mit anderen verglichen. Und dann habe ich mir Maike Plath an meiner Seite ausgesucht – eine Frau, die mittlerweile 11 Publikationen hat und in der Öffentlichkeit steht.
Weil wir alle drei aber nicht den Weg in die Konkurrenz, sondern in die Kooperation gewählt haben und diesen konsequent gegangen sind – mit allem Schmerz und allen Konflikten – kann ich heute aus ganzem Herzen fühlen:
Ich wünsche uns dreien, dass wir in unserer ganz individuellen vollen Größe sein und wachsen dürfen.
Es ist genug Raum für alle.
Es ist genug Liebe für alle.
Erfolg und Anerkennung von außen sind nicht das, was mein Herz nährt. Mein Herz wird davon genährt, dass ich wahrhaftig ich selbst sein kann – und dafür von Menschen geliebt werde.
Und jetzt kommt die Werbung:
Für die Weiterbildung, die im September nächsten Jahres startet und die ich mit Anna Maria Weber leiten werde, gibt es noch freie Plätze. Ich selbst habe vor Jahren an der Weiterbildung teilgenommen – und es war der Beginn einer großen Veränderung in meinem Leben. Deswegen kann ich sie jedem*jeder nur ans Herz legen.
Wenn ihr die ganze Geschichte dazu hören wollt, wie Maike Plath das Veto-Prinzip entwickelt hat – als Lehrerin an einer Hauptschule in Neukölln – und wie Anna, Maike und ich zusammengefunden haben, uns gestritten und daran gewachsen sind, dann hört das Hörbuch „Türwächter*innen der Freiheit“ als Podcast bei Spotify.